Meine Top 5 des Dresdner Palais Sommers 2019

Wegen Gewittern ging das Sommerfestival in eine eintägige Nachspielzeit, inzwischen wurde mit dem Abbau auf dem Palaisgelände begonnen. Der richtige Zeitpunkt für eine Bilanz.

Der Palais Sommer ist eine seit nun zehn Jahren am Neustädter Elbufer stattfindende Open-Air-Kulturfete, die Teil des eintrittsfreien Festivals für Kunst, Kultur und Bildung Park Sommer Deutschland ist. Das Konzept „Kultur für alle“ geht auf.

Die Anfänge der Großveranstaltung sind ganz klein und 2005 zu verorten. In diesem Jahr kommt der Künstler Aleko Adamia auf die Idee, ein offenes Atelier unter freiem Himmel durchzuführen. Rasch bekommt er Unterstützung durch Jörg Polenz, dem damaligen Veranstalter der Filmnächte. Heute ist er der Geschäftsführer des Palais Sommers. In diesem Rahmen wird auch der Canaletto-Preis zum ersten Mal verliehen, der noch immer zu den Höhepunkten des Spektakels zählt. Wegen des enormen Zulaufs wird 2008 nach einem „Gemeinsamen Frühstück auf der Wiese“ mit Aktmalerei im Palaisgarten an der Entwicklung des Rahmenprogramms gearbeitet, wodurch z.B. die Klaviernacht als Programmpunkt geboren wird. Der erste Palais Sommer findet 2009 statt. Dabei wird die Grünanlage zwischen Japanischen Palais und Elbe zum ersten Mal für Veranstaltungen dieser Art genutzt.

Betrachtet man das diesjährige Programm, konnten Kulturliebhaber*innen einfach keine Wünsche offen bleiben. Von Yoga, über Malerei, Literatur und Poesie, Gespräche bis hin zu Konzerten verschiedenster Genres war alles dabei. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums wurden zusätzlich das Palais.Kino, eine Tombola, die Celebrate-Life-Nacht und die Macherlounge organisiert. Glücklicherweise hat meist auch das Wetter mitgespielt, wodurch die Veranstaltungen einen großen Anlauf zu verzeichnen hatten. Laut Pressebericht des Veranstalterteams ließen sich dieses Jahr rund 20’000 Menschen mehr vom Charme und der Schönheit des Pleinairs verzaubern als im Vorjahr.

Jetzt geht es aber zur Zusammenstellung meiner diesjährigen Top 5 der Abendveranstaltungen, selbstverständlich nach meinem subjektiven Empfinden und Geschmack. Die Reihenfolge entspricht dabei der Chronologie des Programms.

1 Folk Road Show

Die 2014 gegründete Indie-Folk-Band bekommt ihren Charme vor allem durch ihren Indie-Folk-Sound. Sie setzt sich aus den beiden Kanadiern Dominique Fricot und Nick Petrowich, und den aus den Niederlanden stammenden Benjamin James Caldwell und O.J. Caarls zusammen. Begonnen haben sie alle als Singer-Song-Writer, sie haben sich jedoch zusammengeschlossen, um Spaß am gemeinsamen Musizieren zu haben. Schließlich wird die Musikindustrie allzu oft vom Konkurrenzdenken beherrscht.

2 Irma

… gehört zu den Künstler*innen, denen das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen wollte. Umso lobenswerter ist die vom Veranstalterteam schnell gefundene Kreuzkirche als überdachter Alternativkonzertplatz. Entsprechend verzeihlich ist es auch, dass die Akustik für die in den Emporen sitzenden Zuschauenden qualitativ eher unzufriedenstellend war. Die in Frankreich lebende Sängerin rief hingegen viel Begeisterung hervor. Ihre Lieder, die eine Mischung aus Pop, Soul und R&B sind, hat sie auf Englisch gesungen und sich dazu selbst begleitet. Besonders beeindruckend war neben ihren gekonnt natürlich wirkenden Tanzmoves ihre Percussion-Improvisation an der Gitarre.

3 Palais.Slam

Am 8. August sind Alina Sprenger, Dominik Bartels, Hank M. Flemming und Aron Boks angetreten und hatten in mehreren Runden jeweils sechs Minuten Zeit, das Publikum von sich zu überzeugen. Die Zuschauenden selbst waren es auch, die die Jury spielen durften. Vor dem Slam wurden Wertungskarten an zehn Leute verteilt, die nach jeder Darbietung ihre Meinung abgeben konnten. Völlig verdient hat letztlich Alina Sprenger mit einer Abhandlung über die typischen Merkmale von Arztserien gewonnen. Der Preis wurde ebenfalls vom Publikum zusammengestellt: ein Beutel wurde herumgegeben, wo jeder das beisteuern konnte, was er wollte. Auf der Bühne kam es dann direkt zur Bestandsaufname. Im Preis enthalten waren unter anderem eine angefangene Katies-Tüte, eine Rose, ein Basecap, eine Gurke, Möhren, grüne Oliven, Kondome und Geld.

Die Siegerin Alina Sprenger. Wenn sie gerade nicht auf der Bühne steht, ist sie Altenpflegerin.

4 Chornacht

Zu erleben waren Chortissimo E.V., der Dresdner Kneipenchor, der Jazzchor Dresden und „Octopus Project“. Durch die Verschiedenartigkeit der Chöre hat sich ein kurzweiliger Abend ergeben, besonders im Gedächtnis bleibt aber die von T. A. Dam genial arrangierte Darbietung von „Stronger“ durch den Kneipenchor.

5 Carrousel

Die Französin Sophie Burande und der Schweizer Léonard Gogniat hatten zwar durch anfängliche Verständigungsprobleme mit dem Publikum einige Anlaufschwierigkeiten, am Ende konnten die Konzertgäste von den beiden Sängern und ihrer Band aber gar nicht mehr genug bekommen. Wie bereits beim Zaz-Konzert festgestellt, sind die Dresdner, was das Französisch angeht, nicht sonderlich sattelfest, haben sich aber auch dieses Mal vom Klang der Sprache überzeugen lassen (hier geht es zum Artikel zum Auftritt von Zaz in der Garde). Es wurde getanzt was das Zeug hält. Die Musik, die ihren besonderen Charme durch das Akkordeon, die Melodica und das Klavier erhält, lässt aber eigentlich auch gar keine andere Wahl.

Einer der aktuellen Hits des Albums „Filigrane“

Wer von diesem Festival immer noch nicht genug bekommen kann, der sollte sich beim Format „Kultur für den Palais Sommer“ wohlfühlen. Diese Veranstaltungen dienen außerdem der Vorfinanzierung des nächsten Palais Sommers, der sonst nur durch bürgerschaftliches Engagement, den Freundeskreis Palais Sommer, Sponsoring, Mäzene, Vermietung und Verpachtung ermöglicht wird.

Informationen zum Programm zur Kultur für den Palais Sommer findet ihr unter: https://palaissommer.de/programm/kategorie/kultur-fuer/

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