So ergeht es der 3000 Jahre alten Venusstatue, die, nachdem ihr der Friseur Rodney Hatch zum Spaß einen Ring an den Finger gesteckt hat, in Kurt Weills „One Touch of Venus“ zum Leben erweckt wird. Und damit nicht genug: Sie verliebt sich schlagartig in den jungen Mann und folgt ihm überall hin. Dieser zeigt sich (zunächst) aber wenig interessiert an ihr und ist eher um die Tatsache besorgt, dass es sich bei dem Ring um den Verlobungsring für seine geliebte Gloria handelt. Venus möchte diesen natürlich aber nicht mehr zurückgeben, weil sie sonst wieder zu Mamor erstarren würde.
Zu diesem Zeitpunkt ahnt Rodney noch nicht, dass man ihn gleichzeitig des Diebes der kostbaren Statue beschuldigt, Venus seine Verlobte schon bald an den Nordpol zaubern wird.
Vielleicht mag die Handlung zunächst etwas fragwürdig erscheinen, dennoch ist der Status dieses Musicals als erfolgreichste Broadwayshow Kurt Weills durchaus berechtigt. Der Komponist stammte zwar aus Deutschland, musste aber als Sohn jüdischer Eltern 1935 nach Amerika emigrieren. Dort setzte er sein Schaffen fort. Vorher war er bereits durch die „Dreigroschenoper“ in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht bekannt geworden. Im Oktober 1943 wurde das Stück in New York uraufgeführt. Die Staatsoperette Dresden bringt das es in einer neuen Übersetzung von Roman Hinze auf die Bühne. Die Gesangstexte und Dialoge von Ogden Nash erscheinen oft noch unglaublich aktuell für unsere heutige Gesellschaft.
Unter der musikalischen Leitung Christian Feigels geht es im typischen Weill-Stil durch das Stück. Besonders bekannte Songs sind „Ich fühl‘ mich fremd in dieser Welt“ („I’m a stranger here my-self“) und „Sprich leis'“ (Speak low“), die auch noch nach dem Musicalabend im Kopf bleiben. Sowohl gesanglich als auch schauspielerisch können die Darsteller*innen überzeugen. Johanna Spantzel brilliert in der Hauptrolle als liebestrunkene, etwas naive Venus, die aber trotzdem weiß, was sie will. Passend kreiert Jannik Harneit die Rolle des etwas spießigen Junggesellen und Winnie Böwe hat die Lacher des Abends auf ihrer Seite. Der Kritik des Rezensenten Rico Stehfest der DNN, der der Meinung ist, die Dialoge würden „(…) gestelzt und auswendig gelernt (…)“ wirken, kann ich daher überhaupt nicht zustimmen. Das Ensemble inklusive Chor und Ballett sind mit der für die Staatsoperette typischen Spielfreude dabei.
Während des Stücks, das gleichzeitig die letzte Inszenierung in der Amtszeit vom Intendanten Wolgang Schaller ist, wird man mit viel Witz, Ironie und guter Musik durch die Handlung und in die Lebenssituationen der jeweiligen Figuren geführt. Dadurch entsteht ein wirklich kurtsweilliger (sic!) Abend, der sich lohnt.

Ort: Staatsoperette Dresden
Karten ab 13,50€ nächste Vorstellungen unter: https://www.staatsoperette.de/spielplan/a-z/ein-hauch-von-venus/