„La le lu, nur der Mann im Mond schaut zu …“ – das Schlaflied meiner Kindheit. Aber von wegen! Glaubt man nämlich Paul Linckes Operette „Frau Luna“ (1899) ist es eine Dame, die auf dem Mond die Hosen anhat. Zur Entstehungszeit des Stückes war die Debatte um die Emanzipation der Frauen gerade in ihren Anfängen.
Die Operette wird an der Dresdner Staatsoperette schon seit Februar 2018 gespielt, nun konnte ich mir gestern endlich selbst ein Bild von dem Klassiker machen.
Die Hauptfigur im Stück: Fritz Steppke (Jannik Harneit) – ein Berliner Mechaniker, der davon träumt, zum Mond zu fliegen. Seine Freundin Marie (Julia Danz) hält das für überhaupt keine gute Idee und droht ihm: „Der Mond oder ick!“ Auch seine Vermieterin Frau Pusebach (Sabine Brohm) rät ihm davon ab. Währenddessen ist Fritz‘ Kumpel Lämmermeier (Gerd Wiemer) schon dabei, die Raumfahrtanzüge zu bügeln.
Trotzdem entscheidet sich Fritz für den Aufbruch zum Mond und wird dabei von seinen Freunden Pannecke (Elmar Andree) und Lämmermeier begleitet. Völlig spontan fliegt auch Frau Pusebach mit, die sich kurzerhand beim Start am Raumschiff festklammert.
Tatsächlich kommen die Vier auf dem Mond an und werden sogleich von den Bewohner*innen unter die Lupe genommen. Es kommt zu einigen Verwirrungen und Missverständnissen zwischen den beiden Gruppen, bevor sich Frau Luna (Lilli Wünscher) erst im zweiten Akt des Stückes zeigt. Beim Empfang in ihrem Prunksaal fällt ihr sofort der junge Fritz Steppke auf und sie versucht, ihn zu verführen. In ihrem Gemach wird der besagte Berliner aber plötzlich unsicher, er muss an seine Marie denken. In diesem Moment gelingt Jannik Harneit ein kritischer Bezug zur Realität, als er den von Lunas Reizen beeindruckten Fritz anmerken lässt: „Der Klimawandel muss wohl vom Mond verursacht werden.“

Gerade diese Anlehnungen an unsere aktuellen gesellschaftlichen Diskurse sind es, die Theaterstücke immer wieder so interessant und sehenswert machen. Ich persönlich hätte mir sogar noch mehr Bezüge dieser Art gewünscht, auch wenn das beim vorliegenden Stoff vielleicht nicht ganz einfach ist. Operetten haben in unserer Gesellschaft schließlich oft den Ruf, etwas angestaubt und Friede Freude Eierkuchen zu sein.
Wie von der Staatsoperette gewohnt, haben die Beteiligten alles gegeben. Das fängt bei dem fantasievoll opulenten Bühnenbild von Karl Fehringer und Judith Leikauf an und setzt sich beim Chor, dem Ballett und dem Orchester fort. Auch die Darsteller*innen bringen viel Enthusiasmus mit, in den Gesangspartien sitzen die Töne. Auch der Berliner Dialekt kommt authentisch daher. Manchmal wurde dadurch das Textverständnis bei den gesungenen Pars aber etwas erschwert. Besonders amüsante Momente können bei der Ballettszene mit Sabine Brohm als Frau Pusebach ausgekostet werden, aber auch Arne König als Mondgroom bringt das Publikum immer wieder zum Schmunzeln.
Wenn jemand also schon einmal davon geträumt haben sollte, auf den Mond zu fliegen, ist „Frau Luna“ in Dresden die Möglichkeit, dieses Vorhaben für einen Abend wahr werden zu lassen. – Und das ganz ohne eigenen Raumanzug und Rakete.
Ort: Staatsoperette Dresden
Karten ab 13,50€ unter:
https://www.staatsoperette.de/spielplan/monatsplan/2020-04/frau-luna/440/