Häppchenweise Pieschen entdecken

Es erlebt in Dresden gerade eine Art Hype. Manch eine*r vermutet gar, dass es bald zur „zweiten Neustadt“ wird: Pieschen.
Insofern trifft es sich gut, dass man diesen Stadtteil auf eine ganz besondere Art kennen lernen kann: Leni Diener bietet dort eine „Tasty-Tour“, also eine Art Stadtrundführung gespickt mit einer Reihe kulinarischer Highlights und Hintergrundinfos an. Die studierte Ethnologin hat ein Faible dafür, auf Reisen auch die Esskultur des jeweiligen Ortes zu entdecken und hat mit „Tasty Dresden“ ihr Hobby zum Beruf gemacht. Das Angebot der Wahldresdnerin richtet sich nicht nur an Tourist*innen, sondern verspricht auch, den Einheimischen bisher verborgen gebliebene Ecken zu zeigen. Neben der Tour durch Pieschen bietet sie auch Runden für die Altstadt, Loschwitz-Blasewitz und die Neustadt an.
Während der Runde streut Leni Diener immer wieder Infos zur Pieschener Geschichte ein und berichtet beispielsweise über seine Anfänge als Fischerdorf. Auch Landwirtschaft haben die Bewohner*innen damals betrieben, konnten wegen des Sandbodens allerdings nur dürftige Erträge erzielen. Welchen Stellenwert der Weinanbau damals hatte, wird deutlich, als Leni Diener unsere Aufmerksamkeit auf das Pieschener Gemeindewappen am Rathaus lenkt. Von den Ansässigen werde dieses Bauwerk liebevoll auch „Schloss“ genannt, berichtet sie.
Im Zuge der Industrialisierung erfuhr der Ort eine starke Wandlung. Nachdem 1839 die erste deutsche Ferneisenbahnstrecke von Dresden nach Leipzig in Betrieb genommen wurde, gab es zwar noch keinen Haltepunkt in Pieschen, dennoch siedelten sich diverse Industriebetriebe in diesem Gebiet an. Pieschen wurde zum Arbeiter*innenviertel. Der mit der Industrialisierung einhergehende Bevölkerungswachstum und die damit verbundene Soziale Frage waren hier besonders spürbar.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde Pieschen an Dresden angeschlossen, hat den 13. Februar 1945 recht unversehrt überstanden, verfiel in der DDR zusehends und erlangt nun den eingangs erwähnten Ruhm als aufstrebendes Viertel.

Erste Station: Café Gemüsetorte
Unsere Runde beginnt im detailverliebt eingerichteten und in der Tourbeschreibung als „zuckersüß“ angeteasertem Café in der Konkordienstraße.
Dort gibt es täglich ein ausgewogenes Mittagsangebot in Form eines Tagesgerichtes, sowie verschiedene Suppen, Quiches, Wraps und Stullen. Dabei enthält das Angebot sowohl Gerichte mit Fleisch, als auch vegetarische und vegane Leckereien und Backwerk.
Die Betreiberin Änne Stange kennt die Essgewohnheiten ihrer Stammkundschaft, geht gern auf deren Vorschläge ein und erzählt uns die ein oder andere Anekdote dazu.
Der Tasty-Tour-Gruppe serviert sie ein Stück Gemüsetorte – der Name ist schließlich Programm -, eine Kostprobe von ihrem traditionell gehaltenen Kalten Hund und . . . ein Stück Gurken-Cheesecake. Ja, das klingt erstmal gewöhnungsbedürftig, Probieren lohnt sich aber! Das Gebäck kann vor allem durch seine frische Note überzeugen.

Änne Stange in Aktion (Foto: Susann Hehnen)

Wer gerade Appetit bekommen hat, muss sich noch gedulden: Essen zum Mitnehmen passt nicht ins Selbstverständnis des Cafés, welches auf Gemütlichkeit und den ein oder anderen Plausch setzt, statt ein Ort der reinen Essensausgabe zu sein.

Um die Wartezeit zu überbrücken, könnt ihr euch aber schon jetzt auf der Webseite oder dem Instagramfeed oder der Facebook-Seite des Cafés umschauen und es virtuell unterstützen.


Zweite Station: « savoir vivre »
Unser nächster Stopp ist der französische Spezialitätenladen, der sich an der Bürgerstraße gegenüber der Markuskirche befindet. Wir durchqueren den Laden zunächst, um im gemütlichen Hinterhof Platz zu nehmen. Serviert wird dort eine Käse-Wurst-Auswahl bzw. als vegetarische Variante verschiedene Frischkäse- und Tapenade-Sorten. Wer möchte, kann einen Wein dazubestellen.
Während wir die französischen Spezialitäten genießen, erzählt Uwe Sochor über seinen Laden und seine Begeisterung für Frankreich. „Wenn man einmal etwas länger in Frankreich war, wird man von diesem Land nie wieder losgelassen. Es gibt dort eine andere, angenehme Lebensart.“, schwärmt er.

Uwe Sochor im Innenhof seines Ladens.

Neben Käse und Wein hat das Geschäft aber auch andere französische Spezialitäten zu bieten. Von den legendären Carambars über Pineau des Charentes und Taboulé findet man alles, was das Herz begehrt. Um das zu ermöglichen, fahre das Team alljährlich nach Frankreich, berichtet Uwe Sochor. Dabei konzentrieren sie sich insbesondere für die Käseauswahl auf kleine und mittelgroße Produzenten, die ihre Produkte nach traditioneller Art herstellen.
Zudem macht er uns auf ein (normalerweise) immer samstags stattfindendes Frühstücksangebot aufmerksam, wo man sich in gemütlicher Atmosphäre in unser Nachbarland träumen könne.

Mehr Infos und französisches Flair findet ihr auf der Webseite, dem Instagramkanal und der Facebook-Seite
vom « savoir vivre ».

Dritte Station: Quäntchen
Einfaches  nachhaltiges Einkaufen, ohne Plastik, in entspannter Atmosphäre und mit der nötigen Portion Liebe. Das versprechen Sven Wruck und sein Team den Kund*innen ihres nach der alten Maßeinheit benannten „Quäntchens“. Ihr Geschäft in der Oschatzer Straße ist eines von vier Unverpacktläden in Dresden und kann sich mit dem vielfältigen Sortiment sehen lassen. Einen Moment haben wir die Gelegenheit, im Geschäft zu stöbern. Besonders lohnenswert ist neben dem Angebot von regionalen Lebensmitteln und Kosmetikartikeln auch die Büchersammlung rund um das Thema Nachhaltigkeit. Dort findet man nicht nur unzählige Rezeptideen für die Verarbeitung der gerade erworbenen Lebensmittel, sondern auch Inspiration für mehr Nachhaltigkeit in anderen Lebensbereichen. Oder aber man holt sich die Tipps direkt beim sympathischen Team.

Sven Wruck und seine Kollegin zeigen uns, wie viel (bzw. wenig) Plastikmüll beim „Quäntchen“ innerhalb eines Monats zusammenkommt.

Bevor wir uns verabschieden, geben die Beiden uns noch eine Wegzehrung für die nächste Etappe unserer Tour mit.

Eine kleine Auswahl verschiedenster Knabbereien, liebevoll verpackt.

Hier geht es zur Webseite, zur Instagramseite bzw. zur Facebook-Seite des Unverpacktladens.

Vierte Station: MercaSito
Im Laden von Nemesio Gonzalez-Blanco angekommen, bestaunen wir die Vielzahl der Spezialitäten von der Iberischen Halbinsel. Besonders erwähnenswert ist dabei die große Auswahl an portugiesischen und spanischen Weinen, die im Geschäft in der Oschatzer Straße angeboten werden.
Entsprechend bekommen wir einen Vinho do Porto eingeschenkt. Dazu gibt es Pastéis de Nata – typisch portugiesische Blätterteigtörtchen mit einer Art Puddingfüllung.
Während wir die beiden Proben verkosten, erklärt der Besitzer des „Merca Sito“, dass er spanische Eltern habe, die in den 1960er Jahren nach Westfalen ausgewandert seien.
Nach Dresden wurde er später durch die Liebe gebracht. Zunächst hat er seinen Laden in der Neustadt eröffnet, inzwischen läuft sein Geschäft schon seit fünf Jahren in Pieschen.

Portwein und ein Pastel de Nata.
Leni Diener geht Nemesio Gonzalez-Blanco bei der Verteilung der Kostproben zur Hand.

Mehr Infos zum MercaSito gibt es auf dessen Webseite und Facebook-Seite.

Blick Richtung Altstadt am Pieschener Hafen.

Mit diesem romantischen Ausblick trennt sich die Gruppe mit zufriedenen Bäuchen und neu gewonnen Eindrücken von einem Viertel unserer Stadt. Sicherlich wird man sich von Pieschen aber nicht allzu lang fernhalten – dazu ist nach der „Tasty-Tour“ der Appetit auf weitere Geschmackserlebnisse einfach zu groß geworden.

Gutscheine und mehr Infos zu den Touren gibt es auf der Webseite, der Facebook-Seite und dem Instagram-Account von Tasty Dresden.

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